Freitag, 1. Januar 2016

Pisa bis Florenz / eine Fahrradtour mit Eurobike

Pisa bis Florenz / eine Fahrradtour mit Eurobike
  courtesy of www.schuch.travel
Dass ich erst jetzt, in der dunkelsten Zeit des Jahres, über die Fahrradtour in der Toskana berichte, ist wohl meiner tiefen Sehnsucht nach südlicher Sonne und Wärme geschuldet, an die ich mich jetzt bei trübem Wetter erinnern möchte. Aber mir wird immer wieder gesagt, dass wir es doch auch hier "schön" haben.
Braucht man nun ein E-Bike oder nicht?
Das war zunächst die große Frage in unserer kleinen Gruppe, als wir uns auf die Fahrradtour von Pisa nach Florenz vorbereiteten. Wir hatten uns für die Organisation eurobike.at entschieden. In den zugesandten Unterlagen war die Tour als "gemütliches Radeln in der Toskana" beschrieben, aber mir war die Toskana als durchaus hügelig bekannt und nur gemütlich schien mir das nicht zu sein. Einige Etappen waren dann von der Steigung her auch doch anspruchsvoller, so dass der Teil der Gruppe, der wirklich gemütlich radeln wollte, froh war, ein E-Bike gemietet zu haben, der andere Teil nahm's sportlich.
Die Anmeldung und Zusendung der Unterlagen war problemlos und zuverlässig, wir konnten uns gut vorab informieren und fühlten uns gut aufgehoben. Nur unser Reisedatum, schulferienbedingt gezwungenermaßen für die Woche Ende Juli geplant, machte uns noch Sorgen. Würden uns die Sonne und die Temperaturen in die Knie zwingen oder hielten wir es aus?
Als dann der Aufbruch kam, zeigte das Thermometer zuhause über 30 ° und in Italien war es natürlich nicht kühler. Wir flogen hin und zurück nach bzw. von Florenz und hatten auf der Hinreise genügend Zeit, um am frühen Nachmittag mit dem Zug ca. eine Stunde zu unserem Ausgangspunkt Pisa zu fahren. 



Pisa
Die Hotels waren jeweils von eurobike.at vorgebucht, die wir uns nach einer Vorauswahl des Reiseveranstalters aus einer Liste ausgesucht hatten. In Pisa war es das nh-Hotel, gleich direkt gegenüber dem Bahnhof, die Fahrräder warteten bereits auf uns in der Garage um die Ecke. Also alles kein Problem und so konnten wir uns noch am Nachmittag die Sehenswürdigkeiten von Pisa zu Fuss ansehen, auch den schiefen Turm, den alle von Bildern her kennen, der aber dann in der Realität doch noch eindrucksvoller wirkt. Abends gab es dann noch eine sympathische Begrüßung und Einführung unserer Gruppe und einiger weiterer eurobike-Urlauber durch einen Eurobike-Mitarbeiter, der während der gesamten Fahrradtour unser Ansprechpartner war für eventuelle Probleme, z.B. mit dem Fahrrad, oder, wie geschehen, für im Hotel vergessene Reisenecessaires, die er für uns sicher verwahrte. Es gab einige, zu dieser Jahreszeit aber nur wenige, weitere Radler bei der Einführung, die eine alternative Strecke an der Küste entlang gebucht hatten, aber ebenfalls wie wir in Pisa aufbrachen.


Lucca
Am nächsten Morgen hatten wir dann zum ersten Mal den Plan mit der Streckenbeschreibung auf der komfortablen Box vor unserem Lenker eingelegt und mussten uns an eine dreifache Aufmerksamkeit gewöhnen. Erstens natürlich auf den Verkehr, v.a. aus der Stadt heraus, und zweitens auf die geschriebene Streckenbeschreibung vor uns und drittens auf die kleinen Europfeilean den Straßenkreuzungen, damit man sich nicht verfährt. 
Die erste Etappe führte uns von Pisa nach Lucca (35 km) und wir genossen herrliche Ausblicke auf den Lago die Massaciuccoli und über riesige Pinienwälder. 



Lucca  war gleich ein Highlight. Schon unser Hotel, das "Hotel Ilaria & Residenza dell' Alba" war für mich rückblickend eines der schönsten unserer Unterkünfte und die Stadt, die im 13. und 14. Jahrhundert zu den einflussreichsten europäischen Städten zählte, war wunderschön. Ich liebe diese, aus heutiger Sicht, eher kleinen Städte mit eindrucksvoller Stadtmauer, einer unbeschreiblich angenehmen Atmosphäre, vielen antiken Bauten und zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Und da war noch etwas Besonderes: wir konnten am Abend unserer Ankunft ein Konzert zu Ehren des berühmtesten Bürgers der Stadt Lucca, Giacomo Puccini, in der Kirche San Giovanni besuchen.



Dort werden täglich (!), 365 Mal im Jahr, um 19:00 Konzerte zu Ehren Giacomo Puccinis aufgeführt, etwas Einmaliges in der Konzertszene, schön gestaltet und mit liebenswerter Einführung. 

Das anschließende Abendessen, wie auch das Konzert problemlos in Gehnähe zum Hotel, war ein Genuß, wahlweise drinnen oder unter freiem Himmel auf einer Piazza.

Montecatini Terme
Am nächsten Tag ging es, auf einer Etappe mit mehreren Steigungen, dem E-bike sei Dank, problemlos nach Montecatini Terme (40 km). Am Wegesrand immer neue kontrastreiche Bilder. 



Die Koffer waren (wie immer während der ganzen Reise) schon im "Grand Hotel Francia e Quirinale" angekommen und wir konnten uns schnell umziehen und im Hotel-Pool Abkühlung suchen.
Die Stadt Montecatini erschien uns bei der Einfahrt wie ein shopping- und vergnügungsdienender alternder Koloss mit großen, teilweise den heutigen Geschmack nicht mehr ansprechenden Hotels, der seine schönsten, jedenfalls elegantesten, Zeiten als Italiens berühmtester Kurort schon hinter sich hat. 



Vermutlich waren seine kräftespendenden Quellen schon in der Antike bekannt; am Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie in herrliche symbol- und motivträchtige Becken gefasst. Die neun Thermen inmitten einer gepflegten, am frühen Nachmittag praktisch menschenleeren herrschaftlichen Innen- und Außenanlage haben uns begeistert und ständig neue Fotomotive suchen lassen.





Es war das einzige Mal, dass wir in einem Hotel gleich zwei Nächte übernachteten, da für den nächsten Tag eine Rundfahrt, ein Ausflug nach Vinci (55 km), dem Geburtsort von Leonardo da Vinci geplant war. 



Der Abstecher zu seinem Geburtshaus ist die zusätzlich einzuplanende Gehzeit von ca. 30 Minuten wert. Zurück ging es durch prächtige Baumschulen.  

Ein Besuch von Montecatini Alto, der ursprünglichen, auf einen Berg gebauten Keimzelle Montecatinis, ist es ein absolutes Muss. 



Mit der Funiculare nach Montecatini Alto zu fahren und am zentralen Platz zu Abend zu essen, scheint schon dem berühmtesten Fan Montecatinis, Giuseppe Verdi, besonders gefallen zu haben, obgleich der Fluchtimpuls nach hier oben, wo nicht Hochglanz und Shopping dominieren, damals sicherlich noch nicht nötig war. Verdi verbrachte hier achtzehn Jahre lang seine kräftespendenden Kuraufenthalte, den Tipp hatte er von einem seiner Freunde erhalten, als er selbst in eine Schaffenskrise geraten war.  



Wir fanden dort, auf dem schönen alten Platz, der besonders abends eine sehr romantische Atmosphäre bietet, das Restaurant "Casa Gala" am besten.



Pistoia
Die 4. Etappe führte von Montecatini Terme nach Pistoia (50 km); dort übernachteten wir, im Gegensatz zu den anderen Hotels der Strecke, etwas außerhalb der Stadt im "Hotel Villa Cappugi" mit wunderschönen Garten und Schwimmbad, auch als 4-Sterne Kongresszentrum geeignet. Pistoia, so heißt es, friste ein Schattendasein neben seiner weltberühmten Nachbarstadt, wir fanden das ungerecht und die Altstadt, deren Treiben, Läden und Alltagsszenen noch ursprünglicher und weniger touristisch erschlossen wirkten als in den anderen Städten, hat uns begeistert.



Florenz
Schließlich ging es, zuletzt entlang des Arno, zu der berühmten Schwesterstadt Florenz (50 km), von der Mozart gesagt haben soll, "hier müsste man leben und sterben", und da bin ich mit Mozart einer Meinung. Vorgesehen ist im Tour-Paket eine Übernachtung bis zur Abreise am nächsten Tag; doch es war kein Problem, hier über Eurobike einen Tag Verlängerung zu organisieren, wer Florenz kennt, weiß, warum.



Wenn man mal kurz die "eingetretenen" Touristenpfade verlässt, dann kann man ein wahres Kleinod finden, das noch nicht dem Massengeschmack und der Massenproduktion gewichen ist.
Dazu möchte ich die letzte Werkstatt für handgedrechselte Rahmen nach Bestellmaß in allen Variationen und Größen nennen. Signor Baccani im Borgo Ognissanti 22 ist stolz und nimmt sich viel Zeit, seine Werkstatt zu zeigen, er verschickt in alle Welt. 




Zum anderen soll hier auch ein toskanisch-kulinarisches Highlight in Florenz nicht fehlen. Wir waren begeistert von der Atmosphäre und dem Stil und nicht zuletzt von dem köstlichen, mit Stolz dargebotenen Essen in der Osteria bzw. Restaurant del Caffè Italiano (www.caffeitaliano.it). Eine Bistecca fiorentina, das toskanische Fleischgericht, zubereitet auf dem Feuer von Reben, Kastanien oder -Nußbaum, ist sehr zu empfehlen.



Einzelbewertung von Eurobike.at nach Punkten von 0 bis 10:

Empfang: freundlich und hilfsbereit - 10
Reiseeinführung: informativ mit wertvollen Tipps - 10
Zustand der Fahrräder: perfekt - 10
Betreuung während der Reise: rund um die Uhr und professionell - 10
Gepäcktransfer: sicher und pünktlich - 10
Städteauswahl: repräsentativ und ausgewogen - 10
Hotelauswahl: aus einer Liste, nicht alle nach unserem Geschmack - 8
Tourenauswahl: abwechslungsreich bei minimalem Stadtverkehrs - 10
Beschilderung der Strecke: nur manchmal nicht ganz eindeutig - 9

Gesamtbewertung: 
professionell gut organisiert, das Radeln leicht gemacht - 10



wie gemalt - courtesy: cesscofiddlung1970



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